FDP fordert mehr Therapiemöglichkeiten und Unterstützung speziell für junge Erwachsene und Studierende / Zahl der Betroffenen signifikant gestiegen
Die seelische Belastung junger Erwachsener und Studierender in Corona-Zeiten darf nicht vergessen werden. Auch müssen mehr Zulassungen für Psychotherapeuten genehmigt und die durchgehende Öffnung von Tageskliniken gesichert werden. Das forderte Konstantin Pott, gesundheitspolitscher Sprecher der FDP-Fraktion und selbst mit 24 Jahren jüngster Abgeordneter in Sachsen-Anhalt, am Donnerstag in einer von den Freien Demokraten beantragten Aktuellen Debatte im Magdeburger Landtag. Thema: „Das unterschätzte Risiko der Pandemie – Mentale Gesundheit junger Erwachsener“.
Potts Befund: „Jungen Erwachsenen geht es so schlecht wie schon lange nicht mehr.“ Es drohe die Gefahr, eine ganze Generation zu verlieren. Er verwies auf eine aktuelle Forsa-Umfrage, die in der Vorwoche für Schlagzeilen sorgte: „40 Prozent der Studenten berichten von depressiven Symptomen. Das ist fast jeder zweite Student, der an Lebensfreude verliert, weil er an einer Depression leidet. Um die Dringlichkeit noch deutlicher zu machen: Die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu sterben ist genauso hoch, wie die, an Corona zu sterben“, so der Abgeordnete aus Halle.
Doch suche ein junger Erwachsener aktuell Hilfe, dann stoße er auf enormen Widerstand. „Psychotherapeuten führen keine Wartelisten mehr, da sie es selber als unmoralisch empfinden über Wartezeiten zu informieren, die ein bis zwei Jahre dauern. Dadurch wird der Zustand oft schon chronisch, die Betroffenen leiden immer schlimmer.“ Vereinsamung, Orientierungslosigkeit, fehlende Freundschaften, aber auch finanzielle Probleme durch wegfallende Studentenjobs trügen dazu bei.
Wollten Betroffene dann eine etwas intensivere Behandlung in Anspruch nehmen und in eine Tagesklinik aufgenommen werden, „dann hat diese zu Corona-Zeiten wohl sehr wahrscheinlich geschlossen“, erklärte Pott: „Der nächste Schritt wäre dann nur noch die vollstationäre Behandlung. Und auch diese geht mit hohen Einbußen und vielen strukturellen Problemen einher“, zählte er auf.
Pott weiter: „Wir waren uns dieser Problematik bereits vor der Corona-Pandemie bewusst. Doch mir scheint es so, dass wir aktuell den Umfang der Probleme nicht einmal erfassen können. Viele Studien drücken sich mehr als deutlich aus, dass die Corona-Pandemie enorme Auswirkungen auf die Psyche der Menschen hat.“ Es sei eine signifikante Zunahme an Häufigkeit und auch Schwere von Depressionen, Ängsten und auch Essstörungen zu verzeichnen: „Aktuell ist mehr als jeder vierte Erwachsene von einer psychischen Erkrankung betroffen.“
An junge Erwachsene gerichtet sagte Konstantin Pott im Plenum: „Ich möchte euch, die jetzt vielleicht gerade diese Rede verfolgen, versichern: ihr seid nicht allein und wir werden euch nicht vergessen!“