Wir Freie Demokraten fordern Verbesserungen innerhalb des Bereiches der Kindertagesbetreuung. Hierbei sollen sowohl der Bereich der Arbeitsbedingungen und der Ausbildung als auch die frühkindliche Bildung betrachtet werden.
Sachsen-Anhalt ist im Gebiet der Kindertagesbetreuung, im Gegensatz zu anderen Bundesländern, Vorreiter. Kinder jeder Altersstufe finden eine umfassende Betreuung – von der Krippe in den Kindergarten und schließlich in den Hort. Die Entlastung der Eltern und damit einhergehend eine gute Vereinbarung von Familie und Beruf sind durch allumfassende Betreuungsmöglichkeiten weitestgehend gewährleistet. Daran wollen wir auch in Zukunft festhalten. Doch Kindertagesbetreuung ist mehr, als die reine Betreuung an sich.
Wir Freie Demokraten wollen weltbeste Bildung für jedes Kind im Land. Dies inkludiert neben der Schule, der Hochschule sowie der berufsbildenden Schulen auch die frühkindliche Bildung. Sie ist frühzeitige Basis für den weiteren Verlauf der Bildungskarriere und legt damit einen wichtigen Grundsteine für die Zukunft der Kinder im Land. Die Auswirkungen, wenn in der frühkindlichen Bildung nicht auf Qualität geachtet werden kann, zeigten sich jüngst in den Auswertungen der Schuleingangsprüfungen. Erst kürzlich ist dadurch bekannt geworden, welch gravierende Defizite Kinder teils aufweisen. Diese Defizite spiegeln sich bei motorischen aber auch sprachlichen Fähigkeiten wider, welche bei einem Teil der untersuchten Kinder äußert auffällig im negativen Sinne ausfielen. Diese Zahlen zeigen, dass wir bei der Bildung auch den frühkindlichen Bereich berücksichtigen müssen.
Um dies zu erreichen und Mittelfristig den Schwerpunkt auf ein qualitativ hochwertiges Angebot zu lenken, gibt es vor allem zwei zentrale Anhaltspunkte: die Ausbildung und die Arbeitsbedingungen. Gerade in Bezug zu dem geltenden Mindestpersonalschlüssel eröffnen sich Lücken, die es gelten soll zu schließen. Ebenso muss aber auch der Fachkräftemangel berücksichtigt werden, welcher auch diesen Bereich betrifft.
Viele Regelungen finden sich in Sachsen-Anhalt zum Bereich der Kindertagesbetreuung im Kinderförderungsgesetz, kurz KiFöG, wieder. Für uns als Freie Demokraten ist klar: das KiFöG muss überarbeitet und an die aktuellen Herausforderungen angepasst werden.
Themenkomplex Ausbildung
Die Ausbildung zum staatlich geprüften Erzieher oder zur staatlich geprüften Erzieherin ebnet den Weg in das Berufsfeld. Der Weg in diese Ausbildung ist jedoch gekennzeichnet von vielen Voraussetzungen und Hürden. Neben einem Realschulabschluss als Grundvoraussetzung gibt es weiteres, was geleistet werden muss, um die Ausbildung zum staatlich geprüften Erzieher oder zur staatlich geprüften Erzieherin beginnen zu können.
Ein Faktor dessen ist eine erfolgreich abgeschlossene vollzeitschulische Ausbildung zur Sozialassistenz. Diese Ausbildung stellt ein Gemisch aus der Chance einen höheren Schulabschluss zu erreichen, einem Auffangbecken für Jugendliche oder die Vorbereitung für den Eintritt in die Ausbildung zum Erzieher oder zur Erzieherin dar. Die Daseinsberechtigung der Sozialassistenz, auch abseits der Zugangsberechtigung zur Erzieher- und Erzieherinnenausbildung, ist gegeben. Als Grundvoraussetzung lehnen wir Freie Demokraten diese Ausbildung jedoch ab. Gleiches gilt für Personen mit abgeschlossenem Abitur, welche einen einjährigen Praxisnachweis vorzeigen müssen, um die Ausbildung beginnen zu dürfen. Der Weg für Abiturienten und Abiturientinnen zu Erziehern und Erzieherinnen sollte nicht versperrt, sondern vereinfacht werden. Gleiches gilt für Betroffenen mit erfolgreich abgeschlossenen Realschulabschluss. Hier wäre eine Eingangsprüfung denkbar anstatt des Absolvierens der Ausbildung zur Sozialassistenz.
Auch der Bereich des Quereinstiegs darf nicht vergessen werden. Hier gilt es die Zugangsvoraussetzungen zu vereinfachen, denn wir sind auf jede einzelne Fachkraft angewiesen. Allerdings muss festgestellt werden, dass der Erzieher:innenberuf aktuell nicht attraktiv für Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen ist. Grund dafür ist, dass keine Ausbildungsvergütung für diese Personengruppe vorliegt. Dadurch wird dies aus finanziellen Gründen für große Teile der Bevölkerung unmöglich.
Weiterer Fokus liegt auf der praxisintegrierten Ausbildung. Diese erfährt ein hohes Maß an Zuspruch und wird äußerst positiv bewertet. Um diesen Trend beizubehalten und auch hier die Attraktivität weiter zu erhöhen, soll dieses Ausbildungsmodell weiter ausgebaut und einfacher zugänglich gemacht werden. Ebenfalls braucht es eine langfristige Sicherung und Planung dieser Ausbildung, um sowohl für Schulen als auch für Schüler und Schülerinnen Planungssicherheit zu schaffen. Dies ist aktuell nicht gegeben.
Positiv anzumerken ist die Schulgeldfreiheit, welche es gilt langfristig abzusichern, denn jeder Mensch hat das Recht auf Bildung. Diese sollte nicht an finanziellen Ressourcen scheitern.
Neben der Verbesserung und Vereinfachung der Ausbildungssituation um neue Fachkräfte zu generieren, gilt es jedoch ebenfalls die bestehenden Fachkräfte in Bereich der Kindertagesbetreuung zu thematisieren, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern und den Beruf allgemein attraktiver zu gestalten. Ein wesentlicher Aspekt dessen ist der Mindestpersonalschlüssel.
Anpassung des Mindestpersonalschlüssels und Qualitätsverbesserungen
Der Personalschlüssel in den Kindertageseinrichtungen stellt rechtlich eine Mindestanzahl/-relation an Personal in der Kindertagesbetreuung dar. Er zeigt auf, wie die Fachkraft-Kind-Relation mindestens ausfallen muss und gibt somit Rahmenbedingungen vor. In Sachsen-Anhalt gestaltet sich dies jedoch nicht als Mindestschlüssel, er stellt in Verhandlungen eher den Optimalwert dar. Das Konzept des Schlüssels ist im Land an diverse Außenfaktoren geknüpft. Dadurch wird dieser sehr komplex, intransparent und schwer nachvollziehbar. Außerdem deckt er viele Faktoren nicht ab, beispielsweise Krankenausfälle. Hinzu kommt, dass Praktikanten und Praktikantinnen komplett in den Schlüssel mit eingerechnet werden, obwohl diese nicht den vollen Umfang einer Fachkraft leisten können. Damit wird es unattraktiv ebendiese zu beschäftigen und ihnen die Möglichkeit zu geben, in das Berufsfeld Erzieher:in hereinzublicken. Die Folgen sind überlastete Erzieher und Erzieherinnen, welche die Branche verlassen, schlechte Arbeitsbedingungen und mangelhafte Qualität. Wir als Freie Demokraten fordern eine umfassende Überarbeitung und in diesem Zuge eine Anpassung sowie Vereinfachung des Mindestpersonalschlüssels, um die Arbeit in den Kindertageseinrichtungen attraktiver zu gestalten, sowohl für bereits bestehende als auch für die zukünftigen Fachkräfte. Es zeigt sich, dass in Sachsen-Anhalt viele Absolventen und Absolventinnen der Ausbildung nicht in den Einrichtungen ankommen. Eine Anpassung sollte daher schnellstmöglich stattfinden und ist unausweichlich. Ebenfalls muss die Landesregierung klare Anweisungen geben, dass dieser Personalschlüssel als Minimum betrachtet wird und nicht unterhalb dessen verhandelt werden darf.
Neben der Attraktivitätssteigerung steht auch ein anderer Faktor in Zusammenhang mit der Verbesserung des Mindestpersonalschlüssels – die Qualitätsverbesserung. Eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung umfasst viele Bereiche, beispielsweise das Etablieren und Erlernen einer gesunden Ernährung und eines gesunden Lebensstils, Motivation zur und Spaß an Bewegung, das Erlernen motorischer Fähigkeiten etc.. All dies nimmt jedoch zeitliche Ressourcen in Anspruch, welche oftmals nicht zur Verfügung stehen. Qualität ist neben personellen Ressourcen auch an finanzielle Mittel geknüpft. In diesem Zusammenhang scheint es von Wichtigkeit die geltende Mehrkindregelung zu überarbeiten. Aufgrund des Ausnutzens dieser Regelung (ältestes Kind wird im Hort angemeldet, nimmt an diesem aber nicht teil um die Kosten für die KiTa-Einrichtung zu sparen) kommt es zu enormen finanziellen Auswirkungen und schlussfolgernd zu fehlenden Mitteln für die Qualität. Hier muss, gerade in Zeiten einer angespannten Haushaltslage, eine Anpassung stattfinden.
Auch neue Medien und die Digitalisierung spielen eine immer wichtigere Rolle und nehmen diese auch in der frühkindlichen Bildung ein. Die Vermittlung von entsprechenden Kompetenzen sollte deshalb als zusätzliches wichtiges Qualitätsmerkmal in den Fokus rücken. Kinder sehen sich heutzutage bereits sehr frühzeitig mit einer Vielzahl an Medien konfrontiert. Deshalb ist es wichtig, bereits im jungen Alter der Kinder die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, um damit auch mittelfristig die Schulen zu entlasten. Es gilt daher einen sinnvollen und sicheren Umgang sowie Nutzen zu vermitteln. Damit können Kinder frühzeitig auf den weiteren medialen Weg vorbereitet werden. Da die Präsenz von Medien alle Lebensbereiche und Menschen betrifft, halten wir als Freie Demokraten die Verankerung der Medienkompetenzen bereits in der Ausbildung als zielführend.
Zukunft der Sprach-KiTas
Auf Bundesebene ist das Förderprogramm der Sprach-KiTas unter der grünen Familienministerin nicht verlängert worden. Dieses Programm förderte unter anderem Sprachpädagogen und -pädagoginnen an Einrichtungen, um die sprachliche Bildung zu verstärken. Es richtete sich vor allem an Einrichtungen mit Kindern mit einem überdurchschnittlichen Förderbedarf. Grundlegend empfinden wir die Idee des Bundesprogramms zur Förderung der Sprach-KiTas positiv und sehen es als sinnvolle Ergänzung gerade in Hinblick zur multikulturellen Bevölkerung und zur gelingenden Integration bereits im Kindesalter.
Festzustellen ist allerdings, dass mit der fortlaufenden Zeit des Programms immer stärker der Fokus verloren wurde. So wurden beispielsweise auch KiTas gefördert, bei welchen der besondere Bedarf durchaus infrage gestellt werden muss. Ebenfalls wurden die zur Verfügung gestellten Fachkräfte nicht nur für den zusätzlichen Bedarf, sondern teilweise für die Unterstützung alltäglicher Aufgaben genutzt. Hier wollen wir Freie Demokraten eine klare Grenze ziehen. Der Fokus soll darauf liegen, konzentriert die begrenzten Mittel einzusetzen. Dafür muss nun, nachdem das Bundesprogramm ausgelaufen ist, auf Landesebene ein klarer Anforderungs- und Voraussetzungskatalog erarbeitet werden. Sinnvoll sind aus unserer Sicht Sprach-KiTas vor bei einem hoher Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Für Einrichtungen in Brennpunktvierteln halten wir KiTa-Sozialarbeit unter ähnlichen Prämissen für eine sinnvolle Ergänzung.
Wir Freien Demokraten fordern daher noch einmal zusammenfassend:
- Die Stärkung der Fokussierung auf eine weltbeste Bildung bereits im frühkindlichen Bereich;
- Die Verbesserung und Vereinfachung der Zugangsmöglichkeiten für die Ausbildung zum Erzieher und zur Erzieherin;
- Den Ausbau der praxisintegrierten Ausbildung sowie der Möglichkeiten zum Quereinstieg im Ausbildungsbereich der Kindertagesbetreuung;
- Die Überarbeitung und Anpassung des Mindestpersonalschlüssels an die aktuellen Herausforderungen sowie eine Handhabung des Schlüssels als Mindestbasis;
- Die Verbesserung der Qualität der Kindertagesbetreuung als wichtigste Leitlinie und damit einhergehend die Überarbeitung der Mehrkindregelung;
- Eine Zukunft der Sprach-KiTas an Standorten, bei welchen dies sinnvoll ist;
- Die Vermittlung von Medienkompetenzen bereits im Kindesalter sowie die Verankerung dessen im Lehrplan der Ausbildung.